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125 Jahre Enger Gesangverein
Festvortrag, gehalten am 16. Marz 2013
von Albert Panten, Niebüll


Ich beginne mit einer Vorbemerkung, die ich einem Lexikon von 1845 entnommen habe:
Liedertafeln oder Liederkränze nennt man die Männergesangvereine neuester Zeit, die durch die Lieder- und Gesangfeste einen auch für das öffentliche und das Volksleben bedeutsamen Charakter gewonnen haben.
Schon um 1673 bestand zu Greifenberg in Hinterpommern eine Gesellschaft, die als Liedertafel angesehen werden kann, doch blieb sie ohne größeren Einfluß, und erst mit der Gründung der berliner Liedertdel durch Zelter im Jahre 1809, sowie durch einen ähnlichen Verein in Zürich durch Nägeli war das Signat gegeben für das allgemeine, kräftige Erblühen dieses Zweiges musikalischer Kunst, der durch den Aufschwung des deutschen Nationalgefühls seit 1814 bedeutend gefördert wurde.
Karl Friedrich Zelter (1758-1832) konnte seine Begabung für die Musik erst in vollem Maße ausbilden, nachdem er auf Wunsch des Vaters die Maurerlehre mit dem Meisterstück abgeschlossen und nach einem Studium Professor der Tonkunst in Berlin geworden war. Bald nachher stiftete er für fröhliche Unterhaltung durch Liedergesang die erste berliner Liedertafel, für die er die originellsten humoristischen Lieder.componierte.
Nach ihm ist die Zelterplakette benannt, die später noch erwähnt werden wird.
Im 19. Jahrhundert begannen die Bestrebungen der nationaldenkenden Teile der Bevölkerung des Dänischen Reichs, die seit Jahrhunderten entwickelte Sonderrolle des Herzogtums Schleswig zu reduzieren.
Den politischen Maßnahmen der gegen 1848 bestehenden Regierungen setzten sich Widerstände entgegen, die zum Bürgerkrieg führten. Diesen Widerständen verdanken viele Liedertafeln ihre Güdung; auch das Jahr 1864 markiert eine wichtige Zäsur, die sich in manchen Gründungsdaten widerspiegelt.
Liedertafeln waren demnach durchaus politische, wenn auch melodiös überformte Protest- und Bekenntnisbewegungen für die deutsche Sprache.
Die Einmischung verschiedener europäischer Mächte endete mit der Einverleibung Schleswigs und Holsteins in das Königreich Preußen, unter dessen Führung dann 1871 das neue Deutsche Reich gegründet wurde; Schleswig-Holstein wurde damit unsanft aus einem jahrhundertelangen Schlaf geweckt man musste mit den Strömungen der neuen Zeit zurecht kommen.
1887 erreichte der Ausbau der Marschbahn die Stadt Tondern; nun gelangte der Geist der Moderne in den Kreis gleichen Namens und damit auch in die Gemeinde Enge.
Um die gleiche Zeit begannen die Planungen zur Aufforstung der Langenberger Heide.
1888 wirkten als Pflüger und Pflanzer Sträflinge, sogenamte Korrigenden, als deren Stützpunkt das am Ochsenweg einsam gelegene ehemalige Gasthaus "Petersburg" diente und daher später noch "Korrigendenanstalt" hieß.
Einer der Aufseher hieß Martens; von ihm ging die Anregung aus, in Enge einen Männergesangverein zu gründen.
Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden, und so schritt man am 20. Oktober 1888 zur Tat.
Bereits am 12. Dezember traf die polizeiliche Genehmigung ein. Für das erste Jahr wurden die Herren Albert Wiehr (Vorsitzender), P.Carstensen (2.Vorsitzender), Martens (Kassierer), Anton Bahnsen (Stellvenreter) und J.Riggelsen (Schriftührer) in den Vorstand gewählt.
Der Vorsitzende Wiehr war neben seiner Tätigkeit als Küster auch zugleich Dirigent, wurde aber schon ein Jahr später an die Schule in Leck versetzt und blieb dort bis 1896.
Der Kassierer Martens wurde 1889 durch Marlin Jansen ersetzt, selbst aber zum Vorsitzenden des Vereins gewählt, Dirigent wurde Küster Flohrs.
1890 schuf man sich eine Vereinsfahne, erster Fahnenträger wurde Andreas Paulsen, Engerheide, mein Urgroßvater.
Ein Jahr später trat man in den Nordfriesischen Sängerbund ein.
Der Notenschreiber erhielt im Jahr 12 Mark.
Viele der von ihm erstellten Notenbücher sind noch erhalten, darunter das von Andreas Paulsen. Blättert man sein Buch durch, so erzählen die Liedertitel vom Geist der Zeit: Zur Konfnmation:
So nimm denn meine Hände;
Das einsame Röslein;
Ich bete an die Macht der Liebe;
Wanderlied:
Durch Feld und Buchen hallen;
Liturgie:
Erbarme dich! Erbarme dich!;
Trinklied:
Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald, da wachsen unsre Reben;
Wir sind nicht mehr am ersten Glas;
Das Leben bringt groß Freud';
usw. usw.;
aber auch naturlich folgende Titel:
Dem Kaiser sei mein erstes Lied;
Schleswig Holstein, meerumschlungen;
Heil dir, o Vaterland;
Brüder, weihet Herz'und Hand freudig gern dem Vaterland;
Reiters Morgengesang;
1895 wurde Küster Flohrs zum Vorsitzenden gewählt. Außer an eigenen Veranstaltungen wie Konzerten, Bällen und Ausflügen beteiligte sich der Verein 1896 auf Bitten des Enger Kriegervereins an der Geburtstagsfeier für den Kaiser.
1899 organisierte man zusatzlich zum Wintervergnügen noch zwei gemütliche Abende im Februar und April; das Eintrittsgeld betrug 20 Pfennig pro Person.
1901 war der Verein Ausrichter eines allgemeinen Sängertages, der einen kleinen Überschuß abwarf.
Die auswärtigen Sänger waren bei Privatpersonen untergebracht, die dann zum folgenden Winterfest eingeladen wurden, kein Eintrittsgeld zu zahlen hatten und auf Vereinskosten 3 Bowlen erhalten sollten.
Die Fahne wurde vom Verein beim Fahnenträger Andreas Paulsen in Engerheide mit Musik abgeholt.
Die nächsten Jahre sahen den Verein in der Krise.
1903 wurde die Teilnahme am Sängertag in Humptrup abgesagt, weil es an Sängern mangelte.
Der Übungsbetrieb ruhte und sollte, so ein Beschluß, 1904 wieder regelmäßig aufgenommen werden, auch faßte man den Plan, ein neues Liederbuch anzuschaffen.
Fragt man nach Gründen des Stockens, so gibt die Zeitung erschöpfende Auskunft; es waren zahlreiche neue Vereinigungen vorhanden, die reichhaltige Programme boten, und in Jansens Gastwirtschaft wurden zusätzlich Unterhaltungsabende veranstaltet.
Es war eben die Zeit, in der Kaiser Wilhelm II. Deutschland "herrlichen Zeiten" entgegen führen wollte.
Die nächste Generalversammlung tagte erst wieder am 30. November 1913, auf der zwölf neue Mitgtieder aufgenommen wurden, von denen einige viel später wegen über sechzigjähriger Zugehörigkeit ausgezeichnet wurden.
Dirigent wurde Julius Jensen.
Ein Jahr später plante man die Überholung und Modemisierung der Statuten.
Doch 1914 begann der erste Weltkrieg und der Verein stellte sein Vermögen als Liebesgabe für die im Felde stehenden Mitglieder zur Verfügung.
1919 nahm der Verein den Betrieb wieder auf.
Zum Vorsitzenden wählte mann Nicolai Nommensen.
Vor dem Kriege betrug die Zahl der Mitglieder 41, danach nur 27.
Fünf Mitglieder waren gefallen.
Die Übungsabende wurden von der Schule, in der es an Licht und Heizung fehlte, in die Gastwirtschaft Nielsen verlegt.
Die Neufassung der Statuten war für das lahr1921 vorgesehen, der Abschluß der Beratungen sollte erst 1931 unter anderen Vorzeichen geschehen.
1923 betrug der Mitgliedsbeitrag zur Zeit des Vorsitzenden August Jacobsen wegen der galoppierenden Inflation acht Pfund Roggen im Jahr.
1925 hatte der Männerchor 28 aktive und 53 passive Mitglieder.
Nach dem Kriege zeigten sich neue Bestrebungen, die Frauen hatten das Wahlrecht bekommen und rückten aus dem Schatten der Männer in die Öffentlichkeit. Damit lag die Gründung eines Gemischten Chores in der Luft.
Lehrer Holtmeier nahm sich der Sache an und 1924 begann ein neuer Abschnitt in der Gesangslandschaft für Enge und Umgebung.
Der erste Vorsitzende wurde Ingwer Ingwersen.
1929 kam es wegen der schlechten Zeitverhältnisse zu einern gemeinsamen Wintervergnügen mit dem Männerchor Enge und bereits im Herbst beschloß man die Vereinigung der beiden Chöre zum Gesangverein "Eintracht Enge".
Gemeinsamer Vorsitzender wurde Lehrer Holtmeier, der auch zugleich als Dirigent fungierte, im übrigen auch Organist war.
Im Festvortrag anläßlich des 75. jährigen Bestehens des Männerchores erklärte der Vorsitzende Johann Chr. Petersen die Vereinigung der beiden Chöre auf folgende Weise:
Da der Gemischte Chor nur aus jugendlichen unverheirateten Mitgliedern bestand, so konnte es nicht ausbleiben, daß sich der junge Sängernachwuchs diesem Verein zuwandte. In folge dessen fehlte es dem Männergesangverein allmählich an Nachwuchskräften....".
Tatsächlich hatte dieser 1929 nur noch 12 Sänger, während der Gemischte Chor etwa 30 Sänger beiderlei Geschlechts aufweisen konnte.
Die nächsten Jahre wurden durch die Wirtschaftskrise und die seit 1933 herrschende Partei des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler geprägt.
1936 wurde der "Nordfriesische Sängerbund" aufgelöst und die "Sängergruppe Nordfriesland" gebildet, die den Zielen der NSDAP unterworfen war.
Dadurch ergaben sich allerhand Schwierigkeiten. Petersen führte dazu aus :
"Manche altbekannten Lieder wurden verboten, insbesondere alle von jüdischen Komponisten.
Andererseits erschienen neue Lieder, mit denen sich die älteren Sänger nicht befreunden konnten, sodaß sie nicht mehr zu den Singabenden erschienen .
Die jungen Sänger dagegen wurden durch SA-Dienst u. a. sehr in Anspruch genommen,....".
1938 fand in Klixbüll das Treffen der "Sängergruppe Nordfriesland" statt.
Hier ereignete sich ein peinlicher Zwischenfall.
Dem alten langjährigen Vorsitzenden der Sängergruppe, Herr Hauptlehrer Andresen, Lindholm, der sich um die Sängersache große Verdienste erworben hatte, wurde am Vorabend des Festes durch die politische Leitung der Partei das Auftreten in der Offentlichkeit verboten, weil es nicht ihren Ansichten und Wünschen entsprach.
Herr Andresen konnte daher an dem Fest nicht teilnehmen und auch die Festrede nicht halten. Er stellte sein Amt zur Verfügung.
Sein Stellvertreter, Herr Holtmeier, Enge mußte die Gäste begrüßen.
Das Programm wurde in der vorgesehenen Weise abgewickelt.
Dieser Vorfall hatte aber zur Folge, daß sich die meisten Chöre auflösten und ein Sängertreffen nicht mehr durchgeführt werden konnte."
Auf der Feier zum 50-jährigen Bestehen hielt der Landrat Dr. Fröbe, Niebüll, die Festansprache, in der er den großen Bogen von den Freiheitsliedern der Befreiungskriege zum Schleswig-Holstein-Lied schlug und ausführte, daß "auch die nationalsozialistische Bewegung gar nicht ohne ihre Kampflieder denkbar wäre" (nach dem Protokoll).
Der Vorsitzende des Vereins hieß Vereinsführer, doch taucht diese Bezeichnung im Protokoll nur einmal auf.
Der Abend wurde allerdings -wie vorgeschrieben- mit dem Gruß an den Führer eröffnet.
Am 3. März 1939 fand das Wintervergnügen statt. Es ist interessant zu hören, welche Lieder zu hören waren.
Der Männerchor sang:
Frischgesungen (Silcher),
Des Handwerksburschen Abschied (Heinrichs),
Bin ein fahrender Gesell (Burkhart),
Meister und Gesell (Zelter)
Der Gemischte Chor trug vor:
Lengen (Stamm),
Maigrön (Stamm),
Harmonie in der Ehe (Haydn)
Und Der Schlips (Welker).
Nach der Kaffeetafel wurde ein Theaterstück mit dem (fast) prophetischen Titel "Morgen geit't los" von Friedrich Lange aufgeführt.
Acht aktive Sänger sollten im baldigen Kriege ihr Leben einbüßen.
Nach Beginn des Krieges wurde das Singen vorerst eingestellt, doch noch im Februar 1941 beiligte sich der Verein an einem Gemeinschaftsabend mit Angehörigen der Wehrmacht.
Der Geburtstag des Führers auf der Feier der Ortsgruppe der NSDAP wurde mit den Liedern
"Wer auch jetzig Zeiten leben will",
"Nach Ostland geht unser Ritt",
"Wohlauf Kameraden aufs Pferd" und
"Es leben die Soldaten" begleitet.
Die letzte Generalversammlung erfolgte am 1.November 1942,und da der Dirigent versetzt worden war, verstummte das Übungssingen bis ins Jahr 1946.
Dann sprang der ehemalige Chorleiter Julius Jensen ein.
1947 erhielt Rudi Gläßner den Auftrag, den Gemischten Chor zu dirigieren, während Julius Jensen den Männerchor betreute.
Gläßner stammte aus dem Sudetenland, hatte das Studium der Musik begonnen, kam dann als Soldat nach Lütjenholm und fand in Enge eine Lebensgefährtin, in seiner neuen Heimat komponierte er für den Gesangverein mehrere Lieder.
1948 teilte das Ehrenmitglied Holtmeier die aktiven Sänger in zwei Gruppen ein, eine kleine Gruppe solcher, die nur mitmachen und dann das Festefeiern die Hauptsache ist und eine große Gruppe solcher, die sich dem Gesang ganz verschrieben hätten.
In der Tat hatte sich das Vereinsleben nicht nur auf den Übungsabenden manifestiert, sondern von Beginn an spielten öffentliche Darbietungen, Sängerfeste, mit Tanz, und Theaterstücken und Ausflüge eine große Rolle.
Treffen mit anderen Chören und große Sängertage des Nordfriesischen Sängerbundes wurden gerne angenommen z. T. auch in Enge veranstaltet.
Außerdem nahm man aktiv an Gottesdiensten teil, so wirkte der Chor 1951 an neun kirchlichen Feiern und sieben Familienfeiern mit.
Auch Flüchtlinge und Vertriebene fanden ihren Platz in den Chören, die z B. 1952/53 fünfzehn Auftritte zu bewältigen hatten, oft begleitet von überfüllten Sälen und Kirchenräumen.
1959 wechselte der Vorsitz von lngwersen zu Johann Chr. Petersen, während als Chorleiter Karl Christiansen, Engerheide, schon seit 1950 aktiv war und sich durch Holtmeier in der Kunst des Dirigierens weiter ausbilden ließ.
Letzterer hatte bereits 1954 darauf hingewiesen, ein neues zeitgemäßes Kulturprogramm durchzusetzen.
Leider verharrte die große Masse der Gesangvereine noch immer in der alten überlebten Linie.
Zur Beschreitung des neuen Weges gehöre nur ein bischen guter Wille und Mut.
Der Enger Gesangverein sei auf diesem Wege schon ein gutes Sück vorangekommmen."
Soweit das Protokoll vom 13. Februar 1954.
Die Problematik der Erneuerung sollte, wie die Protokolle zeigen, das große Thema für die Zukunft werden. Vorerst jedoch blieb der Verein unter der Führung des besonnenen und klugen Johann Chr. Petersen ein wesentlicher Kulturträger in der Gemeinde.
1963 konnte das 75jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden, wobei der 1. Vorsitzende eine ausführliche geschichtliche Darstellung anfertigte In den nächsten Jahren ging die Vereinsarbeit in den gewohnten Bahnen vonstatten.
Im Jahre 1978 jedoch mußte der sehr geschätzte und gelobte Karl Christiansen als Dirigent aufhören. Nun aber wurde die Suche nach neuen Chorleitern ein Problem, das seine Lösung in den Bestallungen von Margarete Vogel, Niebüll, und Christian Peter Dopp, Leck fand.
Allerdings bedeutete das für den Verein eine Verschärfung des finanziellen Aufwandes, der nur durch die Spende eines ortsansässigen Bürgers und eine Beitragserhöhung kopensiert werden.konnte.
Eine noch verhängnisvollere Erscheinung zeichnete sich seit 1981 ab, wo sich im Protokoll die Befürchtung findet, daß Nachwuchs fehle.
Der 1. Vorsitzende führte damals aus, daß viele Laienchöre Schwierigkeiten durch Fernsehen, Schallplatten und eine Fülle von anderen Veranstaltungen erführen, und appellierte an alle Nachwuchssänger und -sängerinnen zu gewinnen.
1985 beteiligten sich beide Chöre auf Initiative der politischen Gemeinde an der Aufnahme einer Schallplatte.
Die Verbindung mit dem Gesangverein "Sängerlust" in Amönau/Hessen wurde aufgenommen und eine Reihe von Jahren aufrecht erhalten.
1986 gehörten dem Männerchor 23, dem Gemischten Chor 36 aktive Mitglieder an, 68 passive Mitglieder unterstützten den Verein mit ihrem Beitrag.
Im Jahre 1988 konnte dann das lOOjährige Stiftungsfest gefeiert werden, das in der Fülle der Veranstaltungen und der Qualitat der Darbietungen hervorragend gelang. Eine Festschrift beleuchtete den historischen Hintergrund, vom 1. Vorsitzenden Johann Chr. Petersen exzellent ausgearbeitet und vorgetragen.
Am 17. April nahm dieser aus der Hand des Kultusministers des Landes Schleswig-Holstein die Zelterplakette als Auszeichnung für den Verein entgegen.
Ein Kirchenkonzert schloß das Jahr würdig ab, zumal beide Chöre seit ihrer Gründung oft in Gottesdiensten mitgewirkt hatten.
1990 gab Frau Vogel die Chorleitung auf und Christian P. Dopp übernahm daraufhin zusätzlich den Gemischten Chor, dazu war besonders gravierend die Ankündigung des 1. Vorsitzenden, nach 32 Jahen von der Leitung des Vereins zurückzuteten.
Zur Nachfolgerin wählten die Mitglieder Bärbel Graf aus Sande.
Auf dem Sängerfest des nächsten Jahres würdigte man den vorbildlichen Einsatz Johann Chr. Petersens, ansonsten verlief es in gewohnter und beliebter Weise mit Kaffeetafel, plattdeutschem Theaterspiel und Tanz, allerdings war es immer schwieriger eine "echte" Musikkapelle zu engagieren, so daß als neues Mittel "Disco" einsprang.
1994 konnte man den Männerchor im Fernsehen erleben, aber die Klagen über unregelmäßigen Übungsabendbesuch und fehlenden Nachwuchs deuteten auf eine gefährdete Zukunft.
1995 erfolgte der Wechsel im Amte des Vorsitzes zu Carsten Peter Panten, Engerheide, der sich im nächsten Jahre besonders bei den auswärtigen Sängern dafür bedankte, daß sie dem Verein die Treue bewahrten.
Gesundheitliche Probleme des Dirigenten bestimmten in der nächstenZeit die Arbeit der Chöre, 1998 trat Stefan Wirtz aus Stedesand als Vertretung an, ein Jahr später konnte Christian P. Dopp die Arbeit wieder aufnehmen, doch schon 2000 mußte Nils Dahl aus Bredstedt einspringen.
Nächster Vorsitzender wurde Klaus Gilde, Sande, der die Aufgabe auf sich geladen hatte, die Dirigentenfrage zu lösen.
Dopp übernahm den Männerchor und Wirtz den Gemischten Chor, der schließlich wieder von Nils Dahl vertreten wurde, doch 2001 konnte die Schulleiterin in Enge, Andrea Weiner aus Meyn, als Dirigentin gewonnen werden. Nach zwei Jahren war Chorleiter Dopp aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, sein Amt nach 26 Jahren im Männerchor und zehn Jahren in Gemischten Chor aufzugeben; er starb kurz darauf.
Als Nachfolger für ersteren stellte sich Uwe Christophersen aus Schwesing zur Verfügung.
Beide Chöre und ein 2005 gegründeter Jugendchor gerieten gegen 2006 in akute Mitgliederzahlnot.
Nicht nur die Überalterung der ersten beiden, auch der Mangel an Jugendlichen mit entsprechendem Interesse und der herrschende Zeitgeist verhießen nichts Gutes.
Trotz aller Schwierigkeiten konnte der Betrieb dank des unermüdlichen Einsatzes von Chorleitern und Sängem aufrechterhalten werden. Darüber hinaus profitierten beide Chöre in Quantität und Qualität von auswärtigen Mitgliedern.
2010 verabschiedete man Andrea Weiner.
Als neue Chorleiterin konnte ab 2011 Stephanie Budde gewonnen werden, die frischen Wind in den Verein brachte.
Im selben Jahre stellte sich der erste Vorsitzende Klaus Gilde nicht mehr der wiederwahl. Nachfolgerin wurde Elke Enke, Klintum. Der Dirigent des Männerchors, Uwe Christophersen, gab aus Altergründen ebenfalls sein Amt auf und wurde kurtzzeitig von Bernd Sievers vertreten.
Dessen Stelle nahm Mirco March ein, der aber schon wenig später aus gesundheitlichen und beruflichen Grunden aufhörte.
Frau Budde erklärte sich bereit, auch den Männerchor zu übemehmen, doch die Nachwuchsprobleme bleiben, und hier wird man sich auf die reiferen Jahrgänge beschränken müssen, denn die Jugend, ganz im Bann elektronischer Geräte, ist - von Ausnahmen abgesehen - dabei, neben dem Singen das Zuhören und das Sprechen zu verlernen, allerdings haben es ihnen ihre Eltern und Voreltern, seit Radio und Fernsehen ihre Herrschaft antraten, vorgemacht.
Auch schmilzt der Vorrat an neuen Sängern durch dörflichen und allgemeinen Strukturwandel dahin; gewachsene und notwendige Mobilität tun ihr übriges.
Hierin liegt aber wiederum die Chance, aus näherer und weiterer Umgebung rüstig gebliebene Sangesfreunde anzusprechen.
Ich wünsche dem Gangverein Eintracht Enge von 1888 dabei viel Glück und die Zuversicht, in den kommenden Jahren bei vielen Gelegenheiten einem geneigten Publikum neben neuen Tönen unverdrossen klassische Chorlieder räsentieren zu können.
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